So langsam entwickelt sich hier für mich immer mehr eine Routine und von daher ist es nicht so spannend, wenn ich wie in den letzten Blogeinträgen von jedem einzelnen Tag im Detail berichte. Daher habe ich mir für diesen Eintrag drei Themen überlegt, um die vierte Woche und die vergangenen Wochen insgesamt, zusammenzufassen.
Die Entwicklung der Beziehung zwischen Ali und mir …
In den vergangenen Wochen habe ich lauter Fortschritte gemacht. Von Tag zu Tag wurde es hier immer besser. Anfangs hatte ich noch Schwierigkeiten mit Ali, es fehlte einfach an Vertrauen und ich hatte auch das Gefühl, dass Ali starke Verlustängste hat. Sie hat mich auch häufiger gefragt, ob ich überhaupt bleibe und nicht sofort wieder weggehe. Die letzten beiden Au-pairs waren nur zwei Monate hier und das hat mir möglicherweise meinen Start mit Ali etwas erschwert. Umso erleichterter bin ich nun, dass unser Verhältnis sehr gut geworden ist. Wir haben zueinander ein großes Vertrauen aufgebaut. Ali verbringt so gerne Zeit mit mir und ich auch mit ihr.
In den ersten Wochen wollte sie noch nicht mal mit mir außerhalb des Hauses sein und hat direkt geweint, wenn ihre Eltern nicht in demselben Raum wie wir waren. Seit letzter Woche ist es gar kein Problem mehr, einfach mal den ganzen Vormittag draußen zu verbringen. An einem Tag waren wir den ganzen Morgen spazieren und sind auf drei verschiedene Spielplätze gegangen, die fußläufig zu erreichen sind. Am folgenden Tag waren wir den ganzen Tag über alleine zu Hause, weil meine Gasteltern beruflich unterwegs waren. Ali und ich haben unsere Zeit perfekt genutzt, sind morgens einkaufen gegangen, haben im Einkaufszentrum auf einem Spielplatz gespielt und dort zusammen Sushi gegessen. Nachdem wir wieder im Haus ankamen, war es dann zum ersten Mal meine Aufgabe, sie für ihren Mittagsschlaf ins Bett zu bringen. Obwohl das sonst immer eine lange Zeit braucht, da sie einfach nicht schlafen will, hat es total gut geklappt. Sie ist innerhalb von wenigen Minuten in meinen Armen eingeschlafen, während ich ihr ein Buch vorgelesen habe. Den Nachmittag haben wir dann noch damit verbracht, ganz viel zu malen
und am frühen Abend kam dann mein Gastvater nach Hause und wir haben zusammen zu Abend gegessen. Ich hatte mir diesen Tag vorher total anstrengend vorgestellt, aber mir ist aufgefallen, dass es so viel entspannter ist, wenn ich viel Zeit mit Ali draußen verbringe. Sie ist dann viel ausgeglichener und begeistert sich auch für alles Mögliche.
Das Wochenende der vierten Woche habe ich auch gut genutzt. Am Samstag ging es morgens mit meinem Gastvater und Ali zu verschiedenen Märkten.
Der erste war nicht so schön und ähnelte eher einer riesigen Containerhalle.
Der zweite war unglaublich schön und vergleichbar mit den Food Festivals, die es bei uns in Deutschland manchmal gibt. Der Unterschied besteht aber darin, dass es diese Märkte hier jede Woche gibt. Frisches Obst und Gemüse, Foodtrucks, Live-Musik und lauter Menschen auf ihren Picknickdecken.
Sonntags habe ich mich wieder mit dem Au-pair getroffen, mit dem ich zwei Wochen zuvor in Perth war. Diesmal sind wir nach Fremantle gefahren. Das ist eine so unglaublich tolle Stadt …
mit alternativen Restaurants und Geschäften …
mit einem schönen Hafen …
und mit den besten Möglichkeiten, veganes Essen zu kriegen. Es gibt nämlich unzählige kleine Restaurants und natürlich die Fremantle Markets …
Das mache ich in meiner Freizeit …
Wann habe ich überhaupt „Freizeit“? In Anführungszeichen, da ich es nicht als wirkliche Arbeit empfinde, sondern es sich eher so anfühlt, als hätte ich hier ein zweites zu Hause gefunden, in dem ich mithelfe. Meine Arbeitswoche geht von Montag bis Freitag und das Wochenende steht mir immer zur freien Verfügung. Unter der Woche arbeite ich von 8 bis 16:30 Uhr, wobei ich während Alis Mittagsschlaf auch „frei“ habe, solange ich nichts im Haushalt mache. Mittwochs und freitags fange ich in der Regel erst um 11:30 Uhr an, es gibt aber auch immer mal Ausnahmen.
Die Zeit unter der Woche, in der ich nicht „arbeite“, verbringe ich größtenteils damit, an meinem Blog zu schreiben, zu lernen, Sport zu machen, zu skypen, Serien zu gucken oder zu lesen. Unter der Woche unternehme ich dann meistens was, oft auch einfach mit meiner Gastfamilie zusammen.
Wie gehe ich mit Heimweh um?
In den vergangenen Wochen hatte ich immer mal wieder Momente, in denen ich gerne einfach wieder zu Hause gewesen wäre und Zeit mit meinen besten Freundinnen und meiner Familie verbracht hätte.
Je länger ich nicht in Deutschland bin, desto mehr fällt mir auf, was ich dort eigentlich alles habe. Umso mehr freue ich mich aber jetzt schon, wie sehr ich das alles wertschätzen werde, wenn ich nächstes Jahr wieder da bin. Und das ist der positive Aspekt – Ich lerne sehr stark, die scheinbar selbstverständlichen Dinge viel bewusster wahrzunehmen.
Bis sich das dann zu Hause zeigt, vergehen aber noch einige Monate und ich genieße, trotz der kurzen schwierigen Momente, jeden Tag davon. Außerdem erinnere ich mich immer wieder, wie sehr ich mir diese Zeit hier gewünscht habe und dass alles bestimmt so schnell vorbei geht. Und am Ende meiner Zeit in Australien möchte ich nicht bereuen, ständig an zu Hause gedacht zu haben, anstatt mich auf die vielen tollen Erfahrungen und Abenteuer konzentriert zu haben.