Wiedersehen mit meiner Gastfamilie

Ich war nochmal in Australien! Für fünf Wochen habe ich meine Gastfamilie besucht. So hab ich während der Semesterferien wieder als Au-pair gearbeitet. Es war unglaublich schön, wieder Zeit mit ihnen zu verbringen und einfach wieder dort weiterzumachen, wo ich mit ihnen vor ziemlich genau einem Jahr aufgehört hatte. Und doch hat sich seitdem so viel getan!

Ich bin ohne große Erwartungen ins Flugzeug gestiegen. Das lag aber glaub ich auch daran, dass mir das alles ziemlich unrealistisch vorkam. Wie in einem Traum. Erst als ich mitten in der Nacht in Perth landete, mein Gastvater mich mit einem „Heeey, how are you going?“ in die Arme schloss und wir im Auto saßen, wurde mir klar, dass ich jetzt wirklich nochmal einige Wochen mit der Familie verbringen werde, die am anderen Ende der Welt wohnt und die ich nach einem halben gemeinsamen Jahr fest in mein Herz geschlossen hatte.


Nach ein paar Stunden Schlaf hörte ich am nächsten Morgen schon, wie aufgeregt Alidia vor meiner Tür wartete, bis ich doch endlich aufwachte. Das war nicht zu überhören. In dem Moment wusste ich noch nicht, dass das jetzt des Öfteren vorkommen sollte. Und zwar nicht nur, wenn sie wartete, bis ich aufwachte, sondern auch wenn sie wartete, bis ich endlich mit dem duschen fertig war.

In der Hinsicht hatte sich zwischen Ali und mir nicht viel geändert – wenn einer rund um die Uhr für Spiele jeglicher Art bereit war, dann war das definitiv Ali. Und das fand ich zwar immer noch so anstrengend wie im letzten Jahr, aber mindestens genau so schön. Ich hatte das Gefühl, dass unsere Beziehung sich immer mehr gestärkt hat. Auch weil es noch so viel lockerer zwischen uns war. Und Ali ist auch einfach immer noch ziemlich witzig. Ich hab so gern Zeit mit ihr verbracht.

Und manche ihrer Zitate werden mir noch ewig in Erinnerung bleiben. Und ich meine nicht nur lustige Randbemerkungen zu ihrer Mutter wie ein völlig aus dem Kontext gerissenes „Alini looks cute“ weil cute ihr neues Lieblingswort war. Oder ein fast überzeugendes „Alina we can do that, mum said a liiittle bit of yes“ obwohl ich ein paar Sekunden vorher ein klares Nein von ihrer Mutter gehört hab. Sondern vor allem einen sehr weisen Rat, den ich natürlich auf jeden Fall von ihr befolgen werde: „Wenn du mal traurig bist oder dir über etwas Gedanken machst, was du sowieso nicht beeinflussen kannst… Denk einfach an ganz viele Einhörner – an 22!“

Während ich also genau so viel Spaß mit Ali haben konnte wie bisher, hat sich mein Arbeitsalltag sehr verändert. Ali ging mittlerweile zur Vorschule. Für mich bedeutete das, dass ich sehr viel mehr Freizeit hatte, mehr im Haushalt und bei anderen Aufgaben helfen konnte. Alles war sehr viel ausgeglichener. Vormittags war sie in der Schule und ist auch häufig bis nach dem Mittagessen geblieben. Ich hab sie dann immer abgeholt und habe den Nachmittag mit ihr verbracht. Ali hatte so natürlich viel mehr Abwechslung! Ziemlich cool waren auch die Play-Dates die wir mit Schulfreunden von ihr hatten.

Was hab ich die ganze Zeit so gemacht, wenn Ali in der Schule war und meine Aufgaben im Haushalt erledigt waren? Ich hab auf jeden Fall den australischen Sommer in vollen Zügen genossen. War viel am Strand, hab gelesen, gelernt und Sport gemacht. Außerdem hab ich Eindrücke der Montessori-Schule gewonnen, zu der Ali ging. Dort habe ich die Möglichkeit bekommen, in den unterschiedlichen Altersklassen, von der Vorschule bis zur weiterführenden Schule, Unterrichtsbesuche zu machen. Bin mittlerweile echt begeistert von dem ganzen Konzept und fand es echt cool, dass die Schulleitung da so hilfsbereit war, um das zu ermöglichen.
Mein Fokus lag auch auf jeden Fall darin, mein Englisch weiterhin auszubessern. Deshalb hab ich in den fünf Wochen ausschließlich Zeit mit meiner Gastfamilie und deren Freunden und Familie verbracht. Schließlich bin ich ja auch eben deswegen wieder zurückgeflogen – um sie wiederzusehen. So habe ich zwar außerhalb des Kreises meiner Gastfamilie keine neuen Kontakte geknüpft, aber eben umso mehr die bestehenden Beziehungen gestärkt. Und das war mir wichtiger.

Jedenfalls gingen die fünf Wochen super schnell rum. Ich erinnere mich jetzt schon so gern an die Zeit zurück. An Alis unbeschwertes Lachen. An ehrliche und tröstende Gespräche mit meinen Gasteltern, die jederzeit für mich da waren. An Abendessen, die wir alle zusammen auf einer Picknickdecke mit Meerblick verbracht haben. An Yoga am Strand bei Sonnenuntergang. An Puzzle-Nachmittage. An Strandspaziergänge. Einfach an alle fröhlichen Momente mit den Dreien. Genau so aber an herausfordernde Momente, an denen ich weiter wachsen konnte. Und natürlich an die schöne Stadt Perth und die Natur in Australien.

Der Abschied war wieder einmal traurig, aber zum Glück haben wir schon über das nächste Wiedersehen in den kommenden Jahren gesprochen!

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