Zwischenstopps: Newcastle, Port Macquarie, Coffs Harbour, Yamba

Anstatt von Sydney nach Byron Bay 13 Stunden durchzufahren, habe ich mich dazu entschieden, lieber noch die kleinen idyllischen Orte mitzunehmen, die touristisch auch nicht so überlaufen sind. Und im Endeffekt hat sich das sehr ausgezahlt, da ich unglaublich interessante Menschen kennengelernt habe, die mir einige Lektionen mit auf den Weg gegeben haben.

1. Newcastle

Im Bus keinen Sitznachbarn und somit viel Platz gehabt. Nach zweieinhalb Stunden abends in Newcastle angekommen. Von Mansy abgeholt und zum Hostel gebracht worden. Super freundlich von Chris, dem Besitzer, empfangen worden und direkt versichert bekommen, dass für die Mandelmilch gesorgt ist. Klasse. Ein sehr kleines Hostel, aber süß.

Ungefähr 20 Leute dort zurzeit. Sehr ruhig. Die meisten haben bei meiner Ankunft einen Film zusammen geschaut. Ich war kurz im Gemeinschaftsraum

und habe mich dort mit einem 20 jährigen deutschen Mädchen unterhalten, das im Hostel arbeitet, um umsonst dort zu wohnen. Work for Accommodation. Sie macht zurzeit mit ihrer Freundin zusammen nach dem Abi eine zweijährige Weltreise. Wow. Bin nach einer Weile auf mein Zimmer gegangen. Einzige Zimmernachbarin: Olivia, 38, weiß nicht was sie machen soll. Okay. Olivia hat am nächsten Morgen ein bisschen gesnoozt und so bin ich dann durch ihren Wecker auch relativ früh aufgestanden. Was gut war, so hatte ich viel vom Tag. Habe direkt das kostenlose Frühstück vom Hostel mitgenommen. Danke für die Mandelmilch!

Dann hat mir Chris angeboten, mich zum Start des Coastal Walks zu fahren. Gerne! Dort angekommen meinen langen Spaziergang gestartet. Echt schön.

Währenddessen Podcast gehört und einige vorbeigehenden Leute mithören lassen, da ich keine Kopfhörer hatte. Dann kam ich am Ocean Pool an.

Dort Therese aus Leipzig kennengelernt. Mit ihr schwimmen gegangen und den Coastal Walk bis zum Leuchtturm beendet. Dann in der kleinen Stadt Newcastle rumgeschlendert.

Zusammen Mittag gegessen und dann eine australische Freundin von Therese kennengelernt. Mimi, 21. So cool drauf und einfach typisch australisch. Die ganze Zeit barfuß rumlaufen, nichts zu ernst nehmen, locker, spontan und lustig sein. Sind mit ihr zum Strand gefahren und haben dort dann ein bisschen Zeit verbracht. Sie hat dann Therese und mich nachmittags zurück zu meinem Hostel gefahren. Dort habe ich dann mit Therese noch in den Hängematten entspannt

und sie dann erstmal verabschiedet, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass wir uns demnächst hier irgendwo wieder sehen.

Dann nach dem langen Tag Wäsche gemacht, Tagebuch und Blog geschrieben. Zum Abschluss des Tages gab es ein kostenloses und von Chris vorbereitetes BBQ, dass wir dann hier bei lustigen Gesprächen alle zusammen gegessen haben.

Bevor ich schlafen gegangen bin, lag ich in den Hängematten dann noch unter dem Sternenhimmel.

2. Port Macquarie

Am nächsten Tag wurde ich von Chris zur Bushaltestelle gefahren. Dort ganz unglaubwürdig von einem englischen Pärchen gefragt, ob ich das alles alleine mache. Wie gesagt, in letzter Zeit werde ich häufig drauf angesprochen. Während der Busfahrt habe ich den Film „Tony Robbins – I am not your Guru“ geschaut, sehr zu empfehlen.

Gegen Mittag kam ich dann in der kleinen Stadt an. Diesmal kein Shuttle zum Hostel. Also mit großem Backpack auf dem Rücken laufen. Muss auch mal sein. Direkt zwei andere deutsche Mädchen kennengelernt, die dasselbe Hostel anstrebten.

Nach dem Check In in der kleinen gemütlichen Unterkunft haben wir uns direkt auf den Weg gemacht, um im Koala Hospital um 15 Uhr die kostenlose Tour mitzumachen. Hier werden Koalas versorgt, die anscheinend auf Hilfe angewiesen sind.

Einige haben Chlamydien, manche wurden vom Auto angefahren, andere wiederum sind blind.

Es war auf jeden Fall ein schöner Besuch.

Waren anschließend schnell einkaufen und dann bin ich noch mit einem der Mädchen, Viktoria 19 Jahre aus Hamburg die eine Privatschule in Düsseldorf besucht hat, zum Strand gegangen.

Sie hat mir, ohne es zu wissen, eine ganz gute Lektion verpasst. Ich fand es sehr anstrengend mit ihr, da sie ununterbrochen und prahlend von sich geredet hat. Viele Dinge gesagt hat, wo ich automatisch in Sekundenschnelle ein negatives Bild von ihr bekomme. Aber: Statt auf die negativen Eigenschaften von Menschen zu achten, konzentriere ich mich lieber auf die positiven. Das bringt mir Frieden. Bei ihr fand ich zum Beispiel super cool, dass sie obwohl sie erst sehr eitel gewirkt hat, mir erzählt hat, dass sie surfen liebt und dann am Strand ohne nachzudenken direkt ins Meer gerannt ist, sich in die Wellen gestürzt hat. Und sie kann toll malen. Keine Vorurteile haben. Ja, das habe ich an dem Tag dann schon alles gelernt.

Am Abend saßen wir dann mit Leuten aus verschiedenen Ländern zusammen. Alle für eine Nacht nur im Hostel. Einer aus den USA, eine aus Dänemark, einer aus Australien, eine aus Kanada. Und dann war da noch Irene, aus Deutschland und Spanien, wie sie sagt. 18, spricht flüssig deutsch, englisch, spanisch, französisch. Beeindruckend. Mit ihr hab ich mich gerne unterhalten, sehr sympathisch. Sie ist bereits seit vier Wochen in dem Hostel, da sie ebenfalls Work for Accommodation macht und nebenbei noch einen Job hat. Sie hat uns allen beigebracht „Ich liebe Gurken“ auf spanisch zu sagen und so kamen wir auf lustige Gespräche bezüglich Sprachen.

3. Coffs Harbour

Am nächsten Morgen habe ich mit der Kanadierin zusammen einen Bus um 5 Uhr genommen, allerdings fuhr sie in die andere Richtung. Morgens wurde ich dann von einem Mitarbeiter vom Hostel eingesammelt. Rund um Coffs Harbour kann man anscheinend viel unternehmen.

Habe einen Einkauf beim Coles gemacht, dafür im Regen 20 Minuten hin und zurück gelaufen. Porridge gefrühstückt

und eingecheckt. Dann das erste Mal in meinem Leben Stand Up Paddle Boarding gemacht. Kostenlos vom Hostel aus angeboten. Hat richtig gut geklappt und waren relativ lange auf dem Wasser. Es hat geregnet. Es war sehr idyllisch. Habe Sylvia, 36 Jahre, in Berlin aufgewachsen und jetzt in München lebend kennengelernt. Super gut mit ihr unterhalten. Sie ist schon viel gereist. Die Reise durch Australien die längste bisher. Zu Hause sind alle ganz erstaunt und sagen, dass würden sie ja so gerne auch machen und nun sei es zu spät. Sie sagt, das Limit entsteht im Kopf. So wahr. Wir setzen uns unsere Grenzen selber.

Mittags war ich noch am Pool vom Hostel

und habe ein bisschen meine nächsten Tage organisiert. Später Abendessen gekocht und nochmal mit Sylvia unterhalten. Über finanzielle Umabhängigkeit. So cool, was man für verschiedene Menschen kennenlernt und was jeder aus den verschiedenen Gesprächen jeweils für sich mitnimmt.

Am Abend ging es dann noch mit ein paar Leuten vom Hostel zum Steg am Strand, wo manche runtergesprungen sind und im Wasser haben wir eine Schildkröte und Mantarochen entdeckt!

Ich habe Niklas und Clara aus dem Norden Deutschlands kennengelernt, bin mit ihnen ein bisschen rumspaziert und habe mich dann alleine auf dem Weg zur Muttonbird Island gemacht.

Dort auf dem Hügel angekommen traf ich noch ein französisches Pärchen aus meinem Hostel, mit denen ich mich dann unterhalten habe. Irgendwann kam ein so süßes kleines Mädchen mit ihrem Papa nach oben. Sie war ca 2 Jahre alt. Sie hat einfach durchgehend gegrinst. Ich hab mich so gefreut und hab sie die ganze Zeit auch angegrinst. Haben uns ständig gegenseitig angeguckt und wieder weggeguckt. Ihre Eltern wollten ein Selfie mit ihr machen aber die Kleine hat nicht hingeschaut. Ich hab gefragt, ob ich ein Bild von den Dreien machen soll. Und Überraschung: Sie schaut in die Kamera. Oder eher auf mich. Ihr Papa sagt „At least she is looking at someone.“

Mit den Franzosen habe ich noch den Sonnenuntergang mit Blick auf Coffs Harbour beobachtet.

Obwohl die kleine Insel nicht weit vom Hostel entfernt ist, hatten die Franzosen, Mathieu und Aurore, ein Auto dabei. Sind also 3 Minuten zum Hostel gefahren. Habe mit ihnen noch das Kartenspiel Speed gespielt und so den Abend ausklingen lassen.

Am letzten Tag bin ich mit Sylvia zusammen in den botanischen Garten gegangen.

Mir ist nochmal richtig was bewusst geworden. Mit Sylvia hab ich über so interessante Dinge gesprochen. Über persönliche Weiterentwicklung, Bücher und Podcasts die wir beide kennen. Egal, wie groß der Altersunterschied ist. Manchmal kommen genau die richtigen Leute genau zur richtigen Zeit in dein Leben. Um dich an etwas zu erinnern. Sylvia hat Dinge gesagt, die ich vor einer Weile schon mehrmals gehört hatte. Aber ich hatte das Gefühl, als hätte sie mich im genau richtigen Augenblick nochmal aufgeweckt. Das eine Mal, als sie sagte, dass wir uns unsere Limits selber setzen. Dann, dass wir jeden Tag aufs neue selber entscheiden, wie und was wir sein wollen. Und auch sie sagte, dass sie beeindruckt von mir ist. Dass ich so reflektiert lebe und dass ich mit 18 Jahren alleine so weit weg von zu Hause am reisen bin. Ich habe das Gefühl, in letzter Zeit immer wieder das gleiche von verschiedenen Leuten gesagt zu bekommen, damit ich mich wieder erinnere, wer ich eigentlich bin. Worte können viel bedeuten. Ich hatte in letzter Zeit viele Selbstzweifel und ich denke, dass ich aus einem ganz bestimmten Grund zurzeit diese Leute treffe, die mich ermutigen.

4. Yamba

Dann war es Zeit, weiterzufahren. Am Donnerstag Nachmittag ging die zweistündige Busfahrt los. Und die war wirklich verrückt. Eine Frau sagte plötzlich, ihr Rucksack sei verschwunden. Hat panisch gesucht. Er hätte noch vor einer halben Stunde neben ihr auf dem Sitz gelegen. Alle haben unter ihrem Sitz geschaut. Unter einem Sitz lag sie, wo eine Frau sitzt, die schon vor mehreren Minuten auf die Toilette im Bus gegangen ist. In dem Rucksack fehlt die Kulturtasche. Weird. Einer der Busfahrer klopft am Klo an, sagt sie solle rauskommen. Sie verweigert und bleibt noch ein bisschen. Öffnet die Tür und ist etwas sauer. Er fragt sie, ob sie eine Kulturtasche mit sich hat. Sie sagt ja und es wäre ihre. Er fragt sie, woher sie diese hat. Sie sagt daher, wo sie diese gekauft hat. Er fragt, wo das war. Sie wird nervös und sagt in Brisbane. Sie ruft durch den Bus „You’re a liar!“ Die Frau, die ihren Rucksack gesucht hatte, bestätigt, dass es ihre Kulturtasche ist. Der Busfahrer ruft die Polizei. Die andere Frau sagt, sie wüsste nicht warum sie die Tasche genommen hat. Sie würde sich selbst nicht verstehen. Sie wäre alleine am reisen und hätte persönliche Probleme. Sie hätte kein Geld und sei hungrig. Sie wirkt sehr verwirrt. Aufgewühlt. Ein bisschen angsteinflößend. Die meisten im Bus sind amüsiert. Ich auch kurz. Dann passiert etwas, dass mich sehr bewegt. Obwohl der ganze Bus diese eine Frau in dem Moment schon fast verachtet oder sich einfach nur lustig macht, steht eine einzige Frau auf. Sie geht zu der Frau hin, die die Tasche genommen hat. Fasst ihr vorsichtig auf den Rücken und fragt sanft, ob es ihr gut geht. Ihr geht es nicht gut. Sie öffnet sich. Erklärt ihre Situation. Sie setzt sich hinten in den Bus. Wiederum eine andere Frau fängt an, herzlich mit ihr zu reden. Sie gibt ihr was von ihren Pringles ab. Die Frau, die geklaut hat, fängt an zu weinen. Ruft ihren Vater an. Erklärt die Situation und hat Angst, hier irgendwo bleiben zu müssen, da sie extra das Geld für den Bus nach Brisbane zusammengekratzt hätte. Sie geht nochmal zu der Frau, deren Tasche sie geklaut hatte. Sagt, dass sie auch ihre vollgepackte Tasche mit Essen genommen hat, weil sie hungrig war. Die Frau ist enttäuscht, sagt sie ihr. Sie sagt, sie sei enttäuscht von sich selber. Wenige Minuten später geht sie nochmal zu ihr und gibt ihr ihre Uhr zurück, die sie anscheinend vergessen hatte, zurück zu geben. Die Frau sagt, dass sie das wertschätzt, da ihr die Uhr viel bedeutet. Hinterher hat sich noch herausgestellt, dass sie ebenfalls die Zahnbürste und Zahnpasta genommen hat. Mittlerweile sind wir mitten im Nirgendwo und warten auf die Polizei. Diese nehmen sie mit. Mich hat dieses Ereignis sehr mitgenommen. Es hat mich berührt. Was es für tolle Menschen auf dieser Welt gibt, mit einem so großen Herzen. Die das Gute in jedem sehen. Einfühlsam und mitfühlend sind. Eine Person nicht verurteilen, sondern helfen. Jedem mit Liebe begegnen. Denn daran mangelte es der Frau scheinbar. Liebe denen geben, die es brauchen. Denn jede Handlung entsteht entweder aus der Angst, oder der Liebe. Wow, was für eine Lektion. Und das auf einer Busfahrt.

Jedenfalls bin ich dann verspätet in Yamba angekommen. Als ich in das 4er Zimmer kam, war ich erstmal überrascht. Ein Doppelbett und ein Hochbett + eigenes Badezimmer. Komplett anders als meine bisherigen Hostel-Erfahrungen. Mit Jill, meiner Zimmernachbarin aus Holland geredet. Abend gegessen, zwei Holländer aus meinem Hostel in Newcastle und meinen Zimmernachbarn in Coffs Harbour, Berry aus Holland, wiedergetroffen. Mit ihnen und einem Spanier, dessen Namen ich vergessen habe, zu Abend gegessen. Den restlichen Abend noch mit Berry unterhalten und einen weiteren Holländer kennengelernt, der sich, wie Berry gut formuliert hat, wie ein Royal angehört hat. Ja, viele Holländer. Meine andere Zimmernachbarin war übrigens auch Holländerin. Gut.

Am nächsten Morgen wieder mit neuen Leuten am Frühstückstisch gesessen. Dann die mini Stadt Yamba erkundigt. Zwei Straßen. Yamba sei anscheinend so, wie Byron Bay vor einigen Jahrzehnten ausgeschaut hat. Ein echt süßer, freundlicher Ort. Sehr ruhig.

Ich bin also ein bisschen durch die Läden geschlendert und war außerdem in einem sehr coolen Second-Hand-Shop.

Die Verkäuferinnen waren so süß. Alte Frauen. Als sie erfahren haben, dass ich alleine rumreise, hatte ich plötzlich drei der Frauen vor mir stehen, alle ganz unglaubwürdig. Sie wollten alle sicherstellen, dass es mir gut geht. Hast du einen Hut? Eine Sonnenbrille? Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50? Bloß nicht mit Fremden mitfahren, Liebes!!! Sehr niedlich. Habe sie zum Abschluss noch nach ihrem Lieblingsort hier gefragt und mich verabschiedet.

Dann bin ich zum Strand gegangen.

Gegen Mittag ging es vom Hostel aus mit einer großen Gruppe zu den sogenannten Blue and Green Pools.

Einige sind dort von mehr als 10 Meter hohen Klippen gesprungen, aber ich hab nur zugeschaut. War trotzdem nett. Viele weitere Leute vom Hostel kennengelernt. Unter anderem Angi aus Regensburg und Brett irgendwo aus Kanada. Und Mo, 18, aus London, der bilingual erzogen wurde und somit fließend deutsch spricht, außerdem in Deutschland studieren will. Abends hieß es BBQ. Wir saßen alle zusammen auf der kleinen Dachterasse, haben uns gut unterhalten. Anschließend ging es in einen Pub. Den Abend haben wir gemeinsam am Strand bei einem Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel abgeschlossen.

Schreibe einen Kommentar